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P. Alfred Sirch: Kloster Gars
Zwischen 1657 und 1692 werden - in dieser Reihenfolge -
die Klostergebäude, die Kirche, die Nebengebäude, die Felixkapelle und die
Leutkirche am Friedhof neu gebaut. Die Baumeister: Christoph und Kaspar
Zucalli aus Graubünden.
Die Garser Kirche bietet nicht das Beispiel für die
große Geste der Bewegung wie der Barock sie liebte, für das Spiel des Lichts,
für die jubelnde Perspektive nach oben. Durch ihre relativ geringe Höhe wirkt
sie eher gedrungen. Die Zucalli sind keine Genies, sie
verarbeiten die südlich barocken Formen mit handwerklicher Gediegenheit.
Mitbestimmend war sicher auch der Wille des Bauherrn, des Propstes Athanasius
Peitlhauser, der mit scheinbar unermüdlicher Energie die Bauten nach
Jahrzehnten zu Ende führte und zugleich den Konvent mit seiner zuchtvollen
Geistigkeit formte. Die Klostergebäude sind weit davon entfernt, auch nur
annähernd das Bild einer barocken ,,Klosterresidenz" zu geben. Im
Gegenteil, sie verbreiten im Innern eher eine mönchische Atmosphäre, die man
sonst mit den Chorherren nicht unbedingt verbindet.
Der Rohbau der Kirche ist nach einem
Jahr vollendet. Am 5. November 1662 erklingen zum ersten Mal die Psalmen zum
Chorgebet und die Lieder zum Gottesdienst. Dann aber vergehen Jahrzehnte bis
zur Vollendung der Innenausstattung. Ein typisches Beispiel dafür bietet der
Hochaltar. Das Altarbild von der Aufnahme Mariens in den Himmel, von Herzog
Albrecht gesfiftet, vom Hofmaler Karl Pfleger gemalt, wird 1663 nach Gars
gebracht. Der Altaraufbau wird jedoch erst 1696 fertiggestellt. Jetzt sind
einheimische Meister am Werk. Was sie vollbringen, ist prachtvoll, aber im
Sinn des Barock eher ,,konservativ"
Erst die Seitenaltäre, die im ersten
Drittel des 18. Jahrhunderts erstellt werden, sind in ihrer Gestaltung gelöster
und der Pieta-Altar bringt das Rokoko
in die Kirche. Das letzte große Werk dieser Epoche stellt die Kreuzigungsgruppe
von Christian Jorhan dar: zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Endlich also war die Kirche festlich
ausgestattet, aber - 150 Jahre später hat dies nicht mehr gefallen: Altarbilder
der Seitenaltäre werden durch Werke des 19. Jahrhunderts
ersetzt, Gewölbeteile und Heiligenfiguren übermalt. Glücklicherweise konnte in
späteren Restaurierungen der ursprüngliche Zustand annähernd
wieder hergestellt werden.
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